Controlling

Existenzgründung 8. Teil

 

 

Was ist damit eigentlich gemeint?

 

Viele verbinden mit diesem Wort "kontrollieren" i. S. v., eine Kontrolle durchführen. Doch das ist es nicht wirklich, sondern nur ein Teil davon.

 

Controlling ist ein "kontrollieren" i. S. v., man kontrolliert die Situation, man hat die Situation unter Kontrolle, man geht kontrolliert in eine Situation.

 

Das kannst du dir vorstellen so wie die Planung und Durchführung einer Weltumseglung. Und da du Soloselbständiger bist, bist du, in diesem Vergleich, ein Alleinsegler.


 

Um eine solche Reise zu planen musst du viele Dinge beachten. Du brauchst entsprechende Ausrüstung und natürlich Vorbildung, du brauchst deine Vorrat an Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Medikamenten, du brauchst Informationen über Strömungsverhältnisse (Wind und Wasser), du musst wissen wo die Schifffahrtsstraßen verlaufen, du brauchst eine Wettervorhersage, du musst wissen, wann und wo welche Witterungsverhältnisse herrschen damit  du deine Reise planen kannst ( du wirst bestimmt vermeiden wollen in der Hurrikansaison in der Karibik anzukommen).

Auch musst du bedenken, dass du immer einen Plan B haben musst und einen Plan C, falls alles schief geht. Um zu wissen, in welcher Situation du dich gerade befindest und welcher Plan anzuwenden ist, muss du entsprechende Kontrollen durchführen.

Wo befinde ich mich z. Zt., ist der Wind günstig, gibt es Anzeichen auf ein Unwetter, ist alles funktionstüchtig für den Plan B und für den Plan C?

In unserem Beispiel hier, musst du eine Alternative haben, wenn der Strom ausfällt oder du keine Verbindung mehr zur Außenwelt hast. Wie navigierst du, z. B., in diesem Fall? Wass kannst du tun um Hilfe zu erhalten? Aber du bedenkst nicht nur eventuell eintretende Schwierigkeiten sondern auch das Positive, dass du aus einer Situation haben kannst. Der Wind steht günstig und du bist schneller an einem Zwischenziel. Das kann heißen, du gönnst dir und deinem Boot eine längere Auszeit oder aber du konntest einem unerwartetem Sturm entkommen und dein Boot in einen sicheren Hafen bringen.

 

Mit deinem Unternehmen bewegst du dich, wie ein Alleinsegler, in der Welt des Business, die wie das Wetter, durch verschiedene Vorkommnisse beeinflusst wird. Viele Einflüsse sind bekannt und begegnen dir häufig, andere zeichnen sich zuerst nur nebulös am Horizont ab und werden langsam immer deutlicher und wieder andere sind plötzlich wie aus dem Nichts da.

 

Wie kannst du nun dein Unternehmen in dieser Welt auf einem guten Kurs halten? Sprich, die Einflüsse, denen es ausgesetzt ist, richtig einschätzen und begegenen?

 

Gehen wir Schritt für Schritt vor.

 

Wo die Reise hingehen soll, wo du dein Unternehmen sehen willst, hast du schon klar in deinem Businessplan definiert. Entsprechend hast du deine Finanzplanung aufgebaut und kannst dort die Verwirklichung deiner quantitativen Ziele ablesen. Die qualitativen Ziele kontrollierst du anhand deines Fragenkatalogs den du im Zuge deines Konzepts zur Krisenfrüherkennung erstellt hast. Und nun noch deine Wahrnehmung aus der Umwelt: technischen Neuerungen, Vorbereitung adminstrativer Entscheidungen, Anbahnung politischer Beschlüsse, u.a .. Alles dies kannst du aus deinem Krisenmanagement entnehmen.

 

Du siehst du musst nichts neu entwickeln, alles ist schon vorhanden. Das Einzigste was sich verändert ist die Sichtweise.

Im Krisenmanagement liegt der Fokus darauf Krisen frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Im Controlling  ist dies auch ein Teil, doch das Hauptaugenmerk liegt darauf Chancen zu erkennen und zu nutzen.

 

Nehmen wir folgende Situation. Du hast von einer technischen Neuentwicklung Kenntnis bekommen. Du hast auch die Information, dass diese in einem anderen EU-Land auf den Markt gebracht wird und du siehst das Potential dafür hier in Deutschland. Nach Rücksprache mit den politischen Entscheidungsträgern weißt du auch, dass gesetzliche Hürden, die einer Markteinführung in Deutschland entgegenstehen, im nächsten Jahr beseitigt sein werden. Dies ist die Chance für dich.

Also erstellst du eine Projektplan in dem du zunächst die Chancen und das Potential darstellst aber auch die Risiken. Und natürlich, nachdem du die Kostenplanung vorgenommen hast, gehst du in die Liquditäts- und Finanzplanung und siehst dir dabei die Auswirkungen auf dein Unternehmen an.

In drei Szenarien:     

1.) Super Entwicklung

2.) normale (oder wahrscheinliche) Entwicklung

3.) Desaster

 

Frage? Kann dein Unternehmen auch mit dem Eintritt des dritten Szenarios überleben und dein Leben finanzieren, wie du es geplant hast. Nächste Frage, was braucht es um zum Ziel zu kommen und wie kannst du Risiken verringern? Da wäre zu einem die Finanzierung, zum anderen ist es vielleicht besser mit Partnern zusammen zu arbeiten und - hier in diesem Fall - ist auch eine rechtlichen Absicherung enorm wichtig; da du eventuell mit Partnern aus einem anderen EU-Land zusammenarbeitest.

 

Doch es geht auch kleiner. Du bist Inhaber einer Glas - und Gebäudereinigung. Auf dem Markt gibt es viele andere Unternehmen und nach Corona ist die Nachfrage gesunken. Du brauchst einen neuen Kurs um dein Unternehmen nicht nur am Leben zu erhalten sondern auch für dich sorgen zu lassen.

 

Was tun? Du siehst dir deine Umgebung aus einer anderen Perspektive an.

 

Du lebst in Deutschland, in unserem Beispiel glücklicherweise in einer Großstadt. Nun, der Markt an gewerblicher Nachfrage hat sich sichtlich verkleinert, bliebe also noch der Markt der privaten Nachfrager.

Bei näherer Betrachtung ist die demographische Entwicklung interessant, als auch der Fakt, das du eine Zielgruppe ausmachen kannst, die auch über die Kaufkraft verfügt deine Dienstleistung in Anspruch zu nehmen.

 

Was machst du nun mit diesem Wissen? Du findest heraus, welchen Informationsquellen diese Zielgruppe Glauben schenkt und nutzt diese. Weiter suchst du eine Ort auf wo Vertreter dieser Zielgruppe gehäuft anzutreffen sind. Denn wenn du hier auch nur einen Kunden gewinnst, spricht sich deine Präsenz wie auch die Qualität deiner Arbeit als auch der Mehrwert den der Kunde durch diese erfahren hat, sofort herum. Es wird eine Empfehlung ausgesprochen, besseres gibt es im Marketing nicht.

 

Was für dich hierbei auch von Vorteil ist, als Glas - und Gebäudereinigung hast du, wenn du im Umkreis deiner ersten Kunden andere Kunden gewinnst, ein Kosteneinsparung. Du sparst Zeit und Geld durch den Wegfall von Arbeitswegen. Das ist ein Trumpf der nicht von der Hand zu weisen ist.

 

Dann musst du überlegen, brauche ich eine zusätzliche Arbeitskraft. Falls ja, brauche ich diese saisonal oder über das gesamte Jahr. Danach enscheidet es sich wie hoch die anfallenden zusätzlichen Lohnkosten sein werden. Brauchst du zusätztliches Arbeitsmaterial und/oder ein zusätzliches Fahrzeug. Wenn du diese Investitionen gleich vornehmen würdest könnte dies zunächst aus deinem bisherigen Geschäftsbetrieb finanziert werden (egal ob du diese Investion komplett selbst finanzierst oder fremd) oder nicht. Und dann natürlich die Frage wie viele Kunden brauche ich um kostendeckend zu arbeiten - bezogen auf das Unternehmen wie auch auf den Untenehmerlohn.

 

Wenn du diese Informationen hast, mach dir eine Kopie deiner Finanzplanung und spiele die o. g. drei Szenariene durch.

 

Du hast nun die Ergebnisse vor dir zu liegen, nimm dir ein Stück Papier, teile es in drei gleiche Teile - für jedes Szenario einen - und schreibe jeweils auf was deine Empfindungen zu den einzelnen Szenarien sind und die Überlegungen und Informationen die du quantitaitv nicht darstellen konntest.

Hier wäre z. B. zu nennen, werde ich bei der augenblicklichen Arbeitsmarktsituation überhaupt eine Arbeitskraft finden und wenn ja, saisonal oder nur mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag. Oder, wenn ich ein zusätzliches Fahrzeug anschaffe, welche Antriebsart muss ich wählen um auch noch in nächster Zeit die Möglichkeit zu haben meine Kunden damit anzufahren. Habe ich technisch überhaupt die Möglichkeit - z. B. ein Fahrzeug mit Elektromotor zu erwerben oder ist die benötigte Infrastruktur in meiner unmittelbaren Umgebung dafür nicht vorhanden: etc.

 

Bezüglich deiner Empfindungen, kann es sein, dass du dich bei der finanziellen Belastung, die mit dem Erwerb einer Fahrzeugs verbunden wäre, nicht wohl fühlst. Nach Corona hast du gesehen, welche Auswirkungen unvorhersehbare Ereignisse  auf die Wirtschaft haben können. Bei einem ähnlichen Ereignis, müsstest du dann, mit eventuell weniger Kunden, trotzdem die Finanzierung des Fahrzeugs stemmen und dein Leben finanzieren. Aus deinen gemachten Erfahrungen schätzt du das Risiko zu hoch ein und musst einen anderen Weg suchen.

 

Im Ergebnis deiner Abwägungen, kommst du nun, zu dem Ergebnis, dass du zunächst die Aufträge, deiner ersten neu gewonnenen Kunden, ohne neue Arbeitskraft ausführen wirst. Bei einem größeren Kundenstamm, dann mit einer anderen Firma zusammenarbeiten wirst und falls die Kunden zu Stammkunden werden und ihre Anzahl ansteigt, du also eine gewisse Sicherheit über die Einnahmen aus dieser neuen Zielgruppe hast, dann eine Arbeitskraft einstellen wirst und für ein zusätzliches Fahrzeug eine spezielle Leasingform wählen wirst die dir Flexibilität bietet.

 

Ob du diesen Weg gehen wirst, sagen dir die Ergebnisse aus der Fortführung und Vorschau deiner Finanzplanung unter Einbeziehung deiner Beobachtungen und Informationen aus dem Umfeld, das dein Unternehmen beeinflusst. Hier kann z. B. eine Erhöhung der Kaufkraft deiner Zielgruppe dazu führen, dass diese schneller anwächst als du es eingeschätzt hast und du erreichst deine nächsten Meilensteine früher als gedacht. Oder, durch Gespräche mit deinen Kunden erfährst du, dass es eine Nachfrage gibt für einen Service den du bisher nicht anbietest, aber als zusätzliches Angebot mit aufnehmen und somit deinen Umsatz und Gewinn erhöhen kannst.

Dies nimmst du dann in deine Planung mit auf, berechnest die Gewinnerhöhung und gelangst zu der Erkenntnis, dass du andere Kunden aus deinem Kundenstamm entfernen wirst, da hier das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht mehr gegeben ist und diese bisher nur aus Liquiditätsgründen als Kunden bedient wurden.

 

Du siehst, mit den Instrumenten aus der Liquiditäts- und Finanzplanung und dem Krisenmanagement kannst du ganz einfach das Controlling für dein Unternehmen durchführen. Chancen erkennen, diese ausloten und ausmachen ob du in einem guten Fahrwasser bist bzw. sein wirst, das dich unter gutem Wind zu den Häfen bringt die du erreichen wolltest oder auch dorthin wohin du nie geglaubt hättest zu gelangen.

 

Als Hilfmittel nehme dir einfach ein Heft, eine Kladde oder richte dir ein Textdokument am Computer ein, welches du entweder ausdruckst oder nur am Computer führst; und schreibe jeden Monat deine Erkenntnisse und Überlegungen aus den Informationen die du quantitativ vorzuliegen hast, die du aus deinem Umfeld erfahren und überprüft hast sowie deine Gedanken dazu auf. Ziehe deine Schlußfolgerungen und lege fest welche Schritte du unternehmen möchtest und ob du dabei Hilfe brauchst.

 

Das ist alles kein Hexenwerk, alles was du brauchst hast du; was du aber unbedingt haben musst ist Selbstdisziplin um dies auch umzusetzen. Wenn, du weißt, dass du diese nicht immer aufbringen kannst, dann such dir einen Mentor, der ich dabei unterstützt.

 

Ich wünsche dir viel Freude bei der Planung deiner Reise in die Welt des Business.

 

 

 

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