Die Finanzplanung

Existenzgründung - 5. Teil

 

 

Die Finanzplanung ist ein sehr wichtiger Teil in deinem Businessplan und - ganz wichtig - ein Instrument deines Controllings und Krisenmanagements in deinem zukünftigen Unternehmen.

 

Sie besteht aus drei Teilen. Der Liquiditätsplanung, der mittelfristigen

Finanzplanung und der Kapitalbedarfsplanung. Du wirst sehen, dass du nicht

eine Planung fertigstellen kannst und dann in die nächste gehen; du wirst

hin- und herspringen müssen, bis schlussendlich alle drei Teile deiner

Finanzplanung aufeinander abgestimmt sind.


 

Kommen wir zu den einzelnen Teilen der Finanzplanung, lernen ihre Unterschiede kennen und ihre

Verzahung untereinander.

 

1. Liquiditätsplanung

 

Die Liquiditätsplanung ist eine kurzfristige Finanzplanung und bildet die tatsächlichen Zahlungsflüsse ab.

D. h., sie wird für mindestens ein Jahr gemacht, sollte aber eigentlich zwei Jahre umfassen. Innerhalb des

Jahres wird die Planung auf den einzelnen Monat heruntergebrochen und es werden dort nur Beträge

eintragen die tatsächlich in das Unternehmen fließen bzw. es verlassen.

 

Da diese Planung auch ein Instrument für dein Controlling und dein Risikomanagement ist gibt es je Monat

eine Spalte "Plan" und eine Spalte "Ist".

 

Du befindest dich ja nun gerade in der Planungsphase, daher sehen wir uns zunächst die Arbeit an die du

hier erledigen musst. Du brauchst kein aufwendiges Programm, wenn du in Tabellenkalkulation ein wenig

bewandert bist, kannst du diese auch mit Excel oder dem Pendant von Openoffice durchaus selbst erstellen.

Vorteil, sie ist dann direkt auf dein Unternehmen zugeschnitten; d. h., es werden nur Positionen aufgenommen,

welche in deinem Unternehmen in Erscheinung treten. Programme die sich auf dem Markt befinden, können

dies nur bedingt leisten, da sie auf eine breite Kundschaft ausgelegt sind und daher nicht jede Unternehmensstruktur

abbilden können. Daher sind dort oft Kostengruppen aufgeführt, die Zusammenfassungen von verschiedenen

Ausgaben sind, welche für dich aber in dieser Darstellung nicht nützlich sind.

 

Der Aufbau einer Liquditätsplanung stellt sich wie folgt dar:

 

- A.) Liquide Mittel

- B.) Umsatz

- C.) Ausgaben

- Ergebnis aus diesen drei Positionen

- abzgl. Investitionen

- abzgl. Privatentnahmen

- Darstellung der Gesamtausgaben

- Darstellung der Über- bzw. Unterdeckung des aktuellen Monats

- D.) Darstellung der Über- bzw. Unterdeckung kumulativ.

 

Die letzte Position "Über- bzw. Unterdeckung kumulativ" wird automatisch in die erste Zeile des Punktes

"Liquide Mittel" als Endbestand des Vormonats ausgewiesen und fließt damit in die Berechnung des nächsten

Monats mit ein.

 

Hier ein Ausschnitt aus einer Liquiditätsplanung, zum besseren Verständnis.

(Hinweis: Hier handelt es sich um den Ausschnitt der Liquiditätsplanung einer Mandantin die einem Heilberuf nachgeht - als Einzelunternehmerin -.

Daher fiel keine Umsatzsteuer, Gewerbesteuer oder andere Unternehmenssteuern an und die Werbungskosten wurden unter "Sonstige Ausgaben"

erfasst, da Heilberufe nur sehr eingeschränkt werben dürfen und diese Position damit von untergeordneter Bedeutung war.)

 

Liquiditätsplanung        
                               1. Monat   2. Monat  
   Plan Ist Plan Ist
A. Liquide Mittel        

Endbestand Vormonat

(siehe D)

0   -163  
B. Umsatz        
Umsatzerlöse 0   337,5  
Darlehen 0   0  

Privateinzahlungen/

Eigenkapital

3000   0  
Sonstige Einnahmen 395   395  
Summe A + B 3395   569,5  
C. Ausgaben        
Gehälter/Löhne 0   0  
Sozialabgaben 0   0  
Waren o. Fremdlstg. 0   0  
Raumkosten 220   260  
Verwaltungskosten 155   95  
Werbung 0   0  
Steuern 0   0  
Versicherungen 350   0  
Zinsen 0   0  
Tilgung 0   0  
Sonstige Ausgaben 968   58  
Summe C 1693   413  
Zwischensumme (A+B./.C) 1702   156,5  

Investitionen

1865   0  

Privatentnahmen

0   0  

Gesamtausgaben

3558   413  

Über- /Unterdeckung

-163   319,5  

D. Über-/Unterdeckung

kumulativ

-163   156,5  

 

Kommen wir zum ersten Monat des Bestehens deines Unternehmens.

 

Position A. - Liquide Mittel

 

Da es keine Vormonat gibt ist der Bestand also Null.

 

Position B. - Umsatz

 

- Umsatzerlöse: falls du schon mit Zahlungen aus Umsätzen rechnest, dann trage diese hier ein.

   BEACHTE UNBEDINGT - Zahlungen, also Geld das dir bar ausgezahlt wird oder auf deinem Geschäftskonto

   eingeht. Keine Rechnungen die du schreibst. Und - ganz wichtig - der Betrag den der Kunde an dich zahlen muss!

- Darlehen: Zahlungen die auf dein Bankkonto eingehen von Kreditgebern. I. d. R., ist das eine Bank, es zählen

   aber auch private Kredite dazu oder anderes Fremdkapital das den Charakter eines Kredites hat und dir

   somit Liquidität für dein Unternehmen schafft.

- Privateinzahlungen/Eigenkapital: Hier erfasst du die Zahlungen die durch dich selbst in dein Unternehmen

   fließen. Dies kann eine konkrete Einzahlung durch dich selbst sein oder aber auch, z. B., eine Erstattung aus

   deiner Einkommenssteuer die du dem Unternehmen zur Verfügung stellst oder die Erstattung einer

   Versicherung für eine Schaden der in deinem Privatbereich anzuordnen ist. Aber auch, z. B., die Meisterprämie

   die du erhältst und in das Geschäftskonto deines Unternehmens einzahlst. Also jegliche Zahlungen die aus

   deinem persönlichen Bereich an das Unternehmen fließen.

- Sonstige Einnahmen: Klassisch ist hier zu nennen, Zuschüsse. Z. B., der KfW oder der Landsbank die du

   nicht zurückzahlen musst. Oder auch Lohnkostenzuschüsse, wenn du jemanden anstellst, für den die

   Bundesagentur für Arbeit dir monatlich einen Zuschuss für die Lohnkosten zahlt. Also Gelder die dir von

   dritter Seite zufließen und die nicht den Charakter eines Kredites haben. Aber auch der Gründungszuschuss,

   sofern du diesen erhältst, gehört dazu.

 

Positition C. - Ausgaben

 

- Gehälter/Löhne:  Hier erfasst du ausschließlich die Zahlungen die an deine Angestellten fließen.

- Sozialabgaben: Dies sind die Zahlungen die du an die Krankenkassen zahlen musst (Beiträge für Kranken-,

   Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung sowie eventuelle Umlagen) und an die

   Berufsgenossenschaft. Eine Trennung zu den Gehältern und Löhnen ist daher vorzunehmen, da die

   Zahlungen zu unterschiedlichen Terminen erfolgen, welche auch in unterschiedlichen Monaten liegen

   können.

- Waren:  Je nachdem ob du ein Produkt verkaufst oder eine Dienstleistung wird diese Postition von dir

   unterschiedlich definiert werden. Bei einem Produkt, wird dies der Wareneinkauf sein. Bei einer

   Dienstleistung wird diese Position belegt werden mit Waren, die du für deine Dienstleistung benötigst.

   Du bietest z. B. Kurse an und musst dafür Material einkaufen oder herstellen lassen (Arbeitsbücher,

   Farbkarton o. a.) oder aber diese Position wird bei dir die Bezeichnung "Fremdleistungen" tragen, da du

   für deine Dienstleistung die Zuarbeit von anderen Unternehmen benötigst.

- Raumkosten: In dieser Kostenpostion werden die Miete, der Strom, Gas und Wasser sowie Reinigungskosten

   (sofern diese fremdvergeben sind) als auch z. B. Instandhaltungskosten (sofern diese von dir zu tragen sind)

   aufgenommen.

- Verwaltungskosten:  Diese Position umfasst Kosten wie Telefon/Internet, Bürobedarf, Porto, Rechts- und

   Beratungskosten, Gebühren, Beiträge, Kosten für die Buchhaltung, Kontoführungsgebühren u. ä..

- Werbung: Bei dieser Kostenposition kannst du auf deinen Marketingplan zurückgreifen, in welchem du ja

   bereits diese Kostengruppe zusammengestellt hast.

- Steuern:  Hier werden verschiedene Steuerarten erfasst - abhängig von deiner Unternehmensform und ob

   du einer gewerblichen oder einer freiberuflichen Tätigkeit nachgehst. Darunter fallen die Lohnsteuer,

   Gewerbesteuer, Umsatzsteuer, Körperschaftssteuer und der Solidaritätszuschlage zur Körperschaftssteuer

   (Kfz-Steuer wird hier nicht mit aufgenommen).

- Versicherungen: Hier werden alle Versicherungen erfasst die du zahlst - außer die Kfz-Versicherung und die

   Sozialversicherung für deine Angestellten (diese ist bereits erfasst).

- Zinsen: Diese Position beinhaltet die Zinsen die für die o. g. Darlehen anfallen.

- Tilgung: Gemeint sind vereinbarten Raten für die Tilgung der o. g. Darlehen.

- Kfz-Kosten: In dieser Kostengruppe sind die laufenden Kosten (Kraftstoff oder Strom, Öl, Autowäsche),

   Kfz-Versicherung, Kfz-Steuern, Kfz-Reparaturen, Garagenmieten, Leasingkosten und sonstigen Kosten die

   mit dem Fahrzeugpark in Zusammenhang stehen gemeint (z. B. Beitrag für den ADAC).

- Sonstige Ausgaben:  In dieser Position werden die Kosten festgehalten die ansonsten noch in deinem Unternehmen

   anfallen aber keine herausragende Position einnehmen - dies kann von Unternehmen zu Unternehmen

   unterschiedlich sein, die Entscheidung, welche Kosten du einzeln erwähnt haben möchtest und welche

   zusammengefasst werden können triffst du alleine. Im allgemeinen zählen hierunter Fortbildungskosten,

   Fachliteratur, Fahrt- und Reisekosten, Bewirtungsaufwendungen, Repräsentationskosten, Geschenke und

   Aufmerksamkeiten für Kunden und Geschäftspartner, Deko und Pflanzen für die Geschäftsräume,

   Reparaturen an der Geschäftsausstattung u.ä..

 

Investitionen

 

Gemeint sind alle Zahlungen die du tätigst um Güter anzuschaffen die du für dein Unternehmen nutzt und

die länger im Unternehmen verbleiben. Dies ist die Büroeinrichtung, der Fuhrpark, Computer, Maschinen,

Handy, Geschäftsausstattung (das kann auch der Aktenvernichter sein, der Staubsauger, Spinde zum

Aufbewahren von Gegenständen oder Kleidung deiner Angestellten oder Kunden). Diese Aufzählung ist nur

exemplarisch, sie ist abhängig von den spezifischen Anforderungen die an die Ausstattung deines

Unternehmens gestellt werden. Aber auch Kautionen die du hinterlegen musst - allen voran, die Kaution

für die Anmietung deiner Geschäftsräume.

 

Privatentnahmen

 

In dieser Position werden alle Entnahmen zusammengefasst, die in den privaten Bereich fallen. Da ist

einerseits die Entnahme deines Unternehmerlohns zu nennen, dann Zahlungen die du über das

Geschäftskonto auslöst und nicht dem Unternehmen zuzurechnen sind, wie die Zahlung deiner privaten

Steuern (wie Einkommenssteuer, Kfz-Steuer für das private Fahrzeug), Zahlungen an deine Krankenversicherung

oder für deine Altersvorsorge, private Einkäufe die über das Geschäftskonto laufen (Wochenendeinkauf

bezahlt mit der Geldkarte des Geschäftskontos, Schulausstattung für die Kinder, Betanken des privaten

Fahrzeugs, Kfz-Versicherung für das private Fahrzeug oder andere private Versicherungen, das Brötchen von

der Tankstelle, welches auf der Tankquittung steht etc.).

 

Über-Unterdeckung

 

Anhand dieser Zahl erkennst du ob deinen Einnahmen deine Ausgaben decken. Der kumulative Ausweis wird

dann in den nächsten Monat übernommen und muss entweder - falls eine Unterdeckung vorliegt - durch Einnahmen

mit ausgeglichen werden oder aber - falls eine Überdeckung zu verzeichnen ist, stellt er eine Entlastung für

die Einnahmenseite dar, da bereits liquide Mittel für den Monat zur Verfügung stehen um die anfallenden

Kosten zu decken.

Falls die Einnahmen, kumulativ, am Ende des Jahres, die Ausgaben nicht ausgleichen, musst du dies in deiner

Kapitalbedarfsrechnung berücksichtigen. D. h., dort hältst du fest wieviel finanzielle Mittel du benötigst um

eine Kostendeckung zu erreichen.

 

Welche Zahlen trägst du in die Liquiditätsplanung ein

 

Wie ich bereits erwähnt habe werden hier nur Zahlungsflüsse erfasst, also reell stattfindende Zahlungen.

 

Generell gilt das Prinzip der kaufmännischen Vorsicht. Die Zahlungen aus den Umsätzen plant man mit

einer geringeren Summe ein als wie man die Rechnungen erstellt hat. Bei den Kosten verhält es sich genau

anders herum.

Im Laufe der Jahre wirst du Erfahrungen sammeln die es dir ermöglichen hier genauer vorzugehen, doch in

diesem Statium hast du noch keinerlei Erfahrungen - da agiere vorsichtig.

 

Wie sieht das nun konkret aus?

 

Von den Rechnungen die du geschrieben hast, werden ca. 60 Prozent innerhalb von 14 Tagen bezahlt. Von

den restlichen 40 Prozent werden 10 Prozent erst nach einer Zahlungserinnerung bei dir eingehen; weitere

10 Prozent nach einer Mahnung, die nächstens 10 Prozent nach einer letzten Mahnung bzw. Androhung des

gerichtlichen Mahnverfahrens und die restlichen 10 Prozent kannst du abschreiben.

 

Was heißt das für deine Liquiditätsplanung. Also 60 Prozent deiner Forderungen kannst du zwei Wochen

nach Rechnungsdatum als Zahlung in deine Planung aufnehmen. Dann 10 Prozent weitere 14 Tage später,

die nächsten 10 Prozent wiederum zwei Wochen später und weiter zwei Wochen danach die nächsten

10 Prozent.

 

Bei den Ausgaben, solltest du immer in deiner Planung mit etwas höheren Preisen arbeiten als du, z. B. lt.

Katalog, vorzuliegen hast. Warum? Du befindest dich in einer Planung für die nächsten zwei Jahre, in diesem

Zeitraum ändern sich Preise für Produkte, deren Transport oder auch Steuern, die diese Waren unterworfen

sind. Hier spreche ich natürlich über all die Produkte und Dienstleistungen die du im allgemeinen für dein

Unternehmen benötigst. Wenn du z. B. bestimmte Waren einkaufst und in dem dir bereits vorliegendem

Angebot ist der Abgabepreis fest fixiert dann kannst du diesen natürlich übernehmen - doch bitte die AGB

genau lesen. Wann du die Zahlungen in die Planung einstellst, hängt davon ab wie du zahlst. Ob du eventuell

gewährte Skonti ausnutzt und ob du den gewährten Zahlungsrahmen ausnutzt oder früher zahlst.

 

Beachte bitte, alle Ausgaben die du in deiner Liquiditätsplanung aufnimmst sind die Beträge die du zahlen musst.

Also wenn das Unternehmen wo du kaufst zur Umsatzsteuer veranlagt ist, dann einschließlich der Umsatzsteuer.

Falls es sich um eine Kleinunternehmen handelt oder um ein Unternehmen, welches keine Umsatzsteuer aus anderen

Gründen erhebt, dann eben ohne Umsatzsteuer - aber immer der Rechnungsbetrag.

Und es ist egal ob du Kleinunternehmer bist oder einer Tätigkeit nachgehst die von der Umsatzsteuer befreit ist oder

nicht steuerbar. Du bezahlst immer den ausgewiesenen Rechnungsbetrag.

Bei den Einnahmen aus Umsätzen wird immer der Rechnungsbetrag herangezogen, also wenn du zur

Umsatzsteuer veranlagt bist immer die Umsatzsteuer miteinbeziehen.

 

Der Liquiditätsplan als Instrument für Controlling und Risikomanagement

 

Wie du aus dem Bild ersehen kannst und wie ich es auch schon erwähnt habe , sollte der Liquiditätsplan

eine Plan - und eine Ist - Spalte enthalten. Wieso?

 

Wenn du am Anfang des nächsten Monats die Ist - Spalte des Vormonats ausfüllst wirst du Abweichungen

feststellen. Diese können positiver Natur wie auch negativer sein und entsprechend musst du handeln.

 

Zunächst einmal im Liquiditätsplan selbst. Wenn z. B. ein Kunde um eine Ratenzahlung gebeten hat,

musst du deine Einnahmen aus Umsätzen entprechend in den Folgemonaten angleichen. Oder du

konntest aus einer Unternehmensinsolvenz Geräte erwerben die du in der Position Investitionen mit einem

weit höheren Preis eingepflegt hast, wie auch in deiner Kapitalbedarfsrechnung. Sollte es sich um eine

bedeutende Summe handeln, könntest du eine Sondertilgung für deine Unternehmerkredit vornehmen.

Entsprechend ändert sich in den Folgemonaten die Positionen Tilgung und Zinsen.

 

Dann empfehle ich unbedingt, alle Abweichungen verbal auszuwerten. Warum wurden mehr Umsätze

erzielt? Ist dies auf ein einmaliges Ereignis zurückzuführen oder aber ist dein Marketing so gut, dass mehr

Kunden dein Produkt kaufen oder deine Dienstleistung in Anspruch nehmen als geplant?  Entsprechend

musst du deine Liquiditätsplanung angleichen und unternehmerische Entscheidungen treffen. Einfluss

findet in dieser Position auch dein Marketingplan. Wenn deine Kunden dir schon jetzt die Bude einlaufen

und du möchtest das dies so bleibt, musst du dir also eher über neue Angebote Gedanken machen

als du bisher gedacht hast. Dies ist natürlich auch mit Kosten verbunden die dann wieder Eingang in deinen

Liquditätsplan - wie auch in die mittelfristige Finanzplanung -  finden und letztlich auch ihren Niederschlag

in der Kapitalbedarfsplanung.

 

Sollte der umgekehrte Fall eintreten und du weniger Zahlungseingänge als geplant haben, ist als erstes

zu klären warum dies so ist. Ist die Zahlungsmoral der Kunden schlechter als eingeschätzt, hast du die

Kaufkraft deiner Kundschaft nicht korrekt erfasst, wird dein Produkt oder deine Dienstleistung nicht genug

angenommen, ist dein Marketing noch nicht richtig angelaufen oder wird darauf keine Reaktion gezeigt?

 

Wenn du den Grund herausgefunden hast dann  musst du sofort entsprechend handeln um den fehlenden

Zahlungsstrom in Gang zu bringen.

Hier werde ich nicht im Detail darauf eingehen, welche Maßnahmen du ergreifen müsstest, da dies immer

individuell für das jeweilige Unternehmen unter Einbeziehung des Unternehmers mit seiner Persönlichkeit

geschehen muss.

 

Falls deine Kosten höher ausfallen, musst du auch hier erodieren warum dies so ist. Musstest du einen

Zulieferer wechseln, weil dein eigentlicher Vertragspartner ausgefallen ist. War es nur eine einmalige Sache

oder werden die Kosten auch zukünftig höher ausfallen als du geplant hast? Auch hier musst du zunächst

die Liquiditätsplanung anpassen, sehen ob du in eine Unterdeckung gerätst, ob du diese eventuell auffangen

kannst aus dem Unternehmen selbst heraus, ob du versuchen kannst Kosten zu senken oder ob du Kapital

nachschießen musst.

Auch hier kein Rat von mir, weil es eben immer eine individuelle Situation und damit auch Entscheidung ist.

 

Anhand dieses Vergleiches von Plan und Ist kannst du frühzeitig erkennen, ob dein Unternehmen gesund ist

oder sich irgendwo in den Abweichungen erkennen lässt, dass es dauerhaft zu Liquiditätsschwierigkeiten kommen

wird, wenn nicht gegengesteuert wird.

Und schon in der Wortwahl "gegengesteuert" siehst du, dass die Liquiditätsplanung ein Instrument  des

Controllings ist. Denn Controlling heißt Steuerung.

 

Im Controlling erarbeitest du dir dann, anhand der vorliegenden Zahlen und Informationen die du aus der

Abweichungsanalyse hast, verschiedene Szenarien die dein Unternehmen im zukünftigen Verlauf darstellen.

Im Günstigsten, im Wahrscheinlichsten und im Katastrophalsten. Das Ergebnis daraus hilft dir die richtigen

Maßnahmen einzuleiten um dein Unternehmen weiterhin in gutem Fahrwasser zu halten und falls es sich

herausstellt, dass die Katastrophe der wahrscheinlichste Verlauf ist, dann frühzeitig die Reißleine zu ziehen und

die Folgen die für dein privatem Leben damit in Verbindung stehen zu minimieren.

Das Controlling hilft dir also eine Krise zu erkennen und zu meistern. Auf die eine oder andere Art.

 

Also sei sorgsam in der Erarbeitung des Liquiditätsplanes wie auch in seiner Pflege und seiner Auswertung!

 

2. Mittelfristige Finanzplanung

 

Diese wird erstellt für die nächsten fünf bis sechs Jahre.

 

Für die ersten beiden Jahre können die Daten der Liquditätsplanung übernommen werden. Die nächsten Jahre

werden anhand deiner mittelfristigen Ziele die du dir gesteckt hast, des Marketingplans sowie der Daten der

ersten zwei Jahre erarbeitet.

 

Aus der vorliegenden Liquditätsplanung kennst du die Ausgaben die du hast bei einem bestimmten Umsatz.

Du weißt wie sich eventuelle Saisonschwankungen in deinem Unternehmen niederschlagen. Aus der Ableitung

deiner mittelfristigen Ziele weißt du wie hoch deine künftigen Umstätze aussehen sollen, aus dem

Marketingplan weißt du wann du neue Angebote auf den Markt bringen musst und mit welchen Kosten diese

im Marketing behaftet sind und aus diesen Informationen kannst du herleiten wann die Kosten für die

Entwicklung des neuen Angebots anfallen.

 

Die mittelfristige Finanzplanung wird nicht auf den Monat heruntergebrochen, sondern nur für das jeweilige

Geschäftsjahr dargestellt. Daher musst du hier auch nicht so detailgetreu arbeiten wie in der Liquiditätsplanung.

 

Diese Planung dient einerseits als Basis für deine zukünftige Liquiditätsplanungen wie auch als

Controllinginstrument. Wenn du, beispielsweise, ein Produkt oder eine Dienstleistung anbietest, welche

du im Ausland vertreibst, dann können geopolitische Entscheidungen Einfluss auf dein Unternehmen haben.

Dies kann z. B. ein Handelsembargo sein. Oder aber es gibt neue EU-Regelungen die innerhalb von, z. B., vier 

Jahren in Deutschland ratifiziert sein müssen. Hier musst du entsprechend reagieren und die Auswirkungen

- auf Umsatz oder Kosten - in deiner Finanzplanung darstellen.

 

Anhand dessen siehst du dann die Auswirkungen auf dein Unternehmen und kannst dir überlegen wie du

gegensteuern kannst.

 

Mein Tipp, in der Gründugnsphase sieh dir deine mittelfristige Finanzplanung jedes Quartal an. Denn gerade

in der Anfangsphase werden sich in der Liquiditätsplanung Abweichungen ergeben deren Analyse auch

Auswirkungen haben können auf die zukünftigen Jahre. Auch Maßnahmen die du innerhalb des

Gründungsjahres ergreifst um dich am Markt zu etablieren und die zunächst nicht geplant waren können

entsprechenden Einfluss ausüben.

 

Nach der Gründungsphase, wirst du soviel Erfahrungen gesammelt haben um zu wissen wann du Angleichungen

in der mittelfristigen Finanzplanung vornehmen musst.

 

3. Kapitalbedarfsplanung

 

Was gehört hier alles rein? Nicht nur das, was unmittelbar mit dem Unternehmen zu tun hat ab seiner Gründung,

nein, auch die Kosten der Gründung selbst gehören dazu wie auch Kosten die vor der Geschäftseröffnung

entstehen.

 

Der Kapitalbedarfsplan teilt sich auf in die Darstellung der langfristigen Investitionen, den kurzfristigen

Kapitalbedarf, die eigenen Mittel die zur Verfügung gestellt werden können, der Kontokorrentbedarf

(Unterdeckung aus der Liquiditätsplanung) und dem Kreditbedarf.

 

Kapitalbedarfsplanung  
   
 Langfristige Investitionen

 Betrag in TEUR

(Angaben mit USt)

- eigengewerblich zu nutzende Grundstücke

0

- Baukosten

0

- Firmenwert, immaterielle Wirtschaftsgüter 0
- Maschinen, Geräte etc. 0
- Einrichtungsgegenstände 1,5
- Fahrzeuge 0
- erstes Warenlager 0
- Sonstiges 0
= Summe der langfristigen Investitionen 1,5
Kurzfristiger Kapitalbedarf  
- Vorfinanzierung Umsatzsteuer 0
- Mietkaution
0

- Finanzierungskosten (Gebühren, Disago,

   Zwischenfinanzierung)

0

- Gründungskosten (Gewerbeanmeldung, Rechts-, Steuer-

  und Unternehmensberatung, Aufwendungen f. Eröffnung etc.)

0,3

- Aufwendungen vor Geschäftseröffnung (private

  Lebenshaltung, Betriebsmittel vor Geschäftseröffnung)

1,0
= Summe kurzfristiger Kapitalbedarf 1,3
- Kontokorrentbedarf (siehe Liquiditätsplanung) 0
Gesamtkapitalbedarf 2,8
abzgl. Eigenkapital 3,0
Kreditbedarf 0

 

Gehen wir die einzelnen Positione durch.

 

Die beiden ersten Anstriche unter der Position "Langfristige Investitionen" sind selbsterklärend. Kommen wir

zum "Firmenwert, immaterielle Wirtschaftsgüter". Als Firmenwert wird hier der Betrag angegeben, den du

zahlen musst, falls du ein Unternehmen nicht selbst gründest sondern kaufst.

Immaterielle Wirtschaftsgüter sind hier klassisch zu benennen die EDV-Software aber auch der Erwerb von

Lizenzen ode Patenten. Es kann aber auch der Kundenstamm sein den ein Mitgründer in das Unternehmen

mit einbringt. Grundsätzlich, immaterielle Wirtschaftsgüter sind körperlich nicht fassbar aber stellen trotzdem

einen Wert dar. Dies kann auch ein Logo sein, dass eine Außenwirkung als Marke hat und damit einen Wert

darstellt.

 

Auch die nächsten drei Punkte sind selbsterklärend. Dann wirst du dich fragen warum das erste Warenlager als

langfristige Investition bezeichnet wird. Dies hat damit zu tun, dass langfristige Investititonen mit Krediten

finanziert werden die eine längere Laufzeit haben. Um ein junges Unternehmen nicht unter den Druck zu setzen

die Aufwendungen für ihre erste Ware kurzfristig an den Kreditgeber zurückzuzahlen - besonders bei

Saisonwaren - wird das erst Warenlager in der Kategorie der langfristigen Investitionen eingebunden.

 

Tipp: Du kannst den Punkt "Langfristige Investititionen" dazu nutzen dir  - vor der Erstellung der Liquiditätsplanung -

eine Zusammenstellung der Investitionen zu fertigen deren Summe du dann in die Position "Investitionen"

in die Liquiditätsplanung übernimmst.

 

Damit sind wir beim kurzfristigen Kapitalbedarf angelangt.

 

Der Punkt "Vorfinanzierung der Umsatzsteuer" ist für die Unternehmen von Belang die sogenannte

Sollversteuerer sind. D. h., du schreibst eine Rechnung und musst die Umsatzsteuer daraus sofort - also

in der nächsten Umsatzsteuervoranmeldung - an das Finanzamt abführen obwohl du noch keinen

Zahlungseingang darüber zu verbuchen hast.

 

Die Punkte Mietkaution, Finanzierungskosten und Gründungskosten erklären sich wieder selbst. Hingegen

den Punkt "Aufwendungen vor Geschäftseröffnung" möchte ich etwas mehr beleuchten. Wenn du vor deiner

Geschäftseröffnung über keine oder nur geringe Einkünfte verfügst, also in dem Zeitraum ab Beginn der

Tätigkeit zur Unternehmensgründung bis zur eigentlichen Gründung, dann musst du einen Unternehmerlohn

mit einkalkulieren. Denn du musst ja  von irgendetwas leben. Darüber hinaus entstehen auch andere Kosten,

wie z. B. für Büromaterial, Telefon, Kosten für Marktrecherche u. a. was du benötigst  um deinen Businessplan

zu erstellen und die Gründung deines Unternehmens voranzutreiben.

 

Ganz wichtig, du musst noch einen Puffer mit einbauen. Es kann sich immer etwas verschieben was Folgekosten

entstehen lässt oder du brauchst mehr Zeit um dich am Markt zu etablieren. Hier solltest du 10 bis 20 Prozent

des Kapitalbedarfs aufschlagen.

 

Und nun kommst du zu dem Ergebnis und siehst wie hoch dein Kapitalbedarf ist. Dazu zählst du noch den

eventuell vorhandenen Kontokorrentbedarf und du siehst wie hoch dein Gesamtkapitalbedarf ist. Davon

ziehst du das Eigenkapital ab, welches du in das Unternehmen einlegst. Dazu gehört nicht nur das Geld

selbst sondern auch das private Fahrzeug, dass du mitbringst, das Logo was ein Mitgründer zur Verfügung stellt

bzw. sein Kundenstamm u. a. wirtschaftliche Güter die von dir oder eventuellen Mitgründern in das

Unternehmen eingebracht werden.

 

Am Ende siehst du dann wie hoch der Unternehmerkredit ist den du aufnehmen musst. Im Internet kannst du

dir schon mal Informationen einholen über den Zinssatz der dafür fällig wird sowie die Höhe der

Tilgungsraten und mit diesen Angaben gehst du zurück in den Liquiditätsplan und trägst die entsprechenden

Werte dort ein wo sie hingehören. Also unter Darlehen, Tilgung, Zinsen.

 

Du siehst, erst jetzt ist deine Liquiditätsplanung fertig und du kannst auch die Finanzplanung fertigstellen.

 

Das hört sich im Moment alles kompliziert an und aufwendig, besonders, wenn du als Einzelunternehmer dies

alles selbst machen musst. Doch erstens, du musst die verschiedenen Planungen nur einmal konzipieren -

mach das in Ruhe und mit Sorgfalt -. zweitens, die Eintragung der Ist - Werte wird nur einmal im Monat

fällig.

Empfehlung: benutze dafür deine Unterlagen, also Bankauszüge und deine Unterlagen zu den

Barein - und ausgaben. Wenn du auf die Unterlagen des Steuerberaters wartest, bist du i. d. R. einen Monat

hinterher, da die Erstellung der Buchhaltung durch den Steuerberater meistens um einen Monat verschoben

erstellt wird. Darüber hinaus weißt du nicht in welcher Art und Weise der Steuerberater die Buchhaltung

erstellt - wie fasst er Kosten zusammen - da hat jede Steuerberaterkanzlei ihre eigene Handhabung.

 

Drittens; die Abweichungen lassen sich kurz darstellen, schreibe einfach dazu ob sie auf ein kurzfristiges

Ereignis zurückzuführen sind oder nicht, dann welche Auswirkungen sie auf dein Unternehmen haben

könnten und welche Maßnahmen du ergreifst. Im nächsten Monat kontrolliere ob die Maßnahmen gegriffen

haben oder nicht und halte fest wie du weiter verfahren willst.

 

Wenn, du dir nicht sicher bist, ob du die Zahlen die vor dir liegen und die Informationen die du hast richtig

interpretierst, dann hole dir Hilfe bei einem Unternehmensberater oder einem Mentor.

 

Eine gute Finanzplanung gibt dir Sicherheit in der Gründungsphase und bei ihrer Weiterführung, einschließlich

Controlling und dem Einsatz eines Krisenmanagements, bewahrt sie dich zwar nicht 100-ig vor jeder Krise

aber du kannst Krisensituationen bereits in ihrer Anbahnung frühzeitig erkennen, so dass du Gegenmaßnahmen

ergreifen kannst, die dich entweder erst garnicht in eine Krise kommen lassen oder aber  - im schlimmsten

Fall - dafür sorgen, dass du ohne allzuviele Feder lassen zu müssen - durch diese kommst.

 

Ein Tipp zum Schluss. Als Gründer solltest du ohnehin genug Zeit in die Planung deiner Unternehmensgründung

investieren und ohne Zeitdruck (doch natürlich mit einem Zeitplan) darangehen. Doch auch später, als

Unternehmer, plane immer Zeit für die sogenannte"Verwaltungs- oder Büroarbeit" ein. Blockiere einen Tag

im Monat für deine Finanzplanung und das Controlling und unter der Woche Zeit für deine sonstige Arbeit

(Auftragsbearbeitung, Rechnungen schreiben, Ablage und sonstiges). Tust du das nicht, hast du bald keine

Übersicht mehr über dein Unternehmen und stehst irgendwann vor einem großem Berg von Arbeit den du

nicht mehr bzw. nicht mehr alleine bewältigen kannst oder aber, im schlimmsten Fall, verlierst du das ws du

dir aufgebaut hast, inklusive deinem Lebensplan. Also denke daran, mit der Abgabe deiner Buchhaltungsunterlagen

beim Steuerberater ist deine Arbeit - die nicht mit dem eigentlichen Unternehmenszweck zu tun hat - nicht getan.

Bei weitem nicht.

 

Ich wünsche dir viel Freude bei deiner Finanzplanung, du wirst vor Augen haben wie sich dein Unternehmen

entwickeln wird und später, wenn du jeden Monat wieder davor sitzt, wirst du merken, dass sich diese Arbeit

viel lehren wird, über Dinge mit denen du bisher garnicht oder nur bedingt zu tun hattest und du wirst daran

wachsen, viele Prozesse verstehen und dein Unternehmen aktiv entwickeln können und schützen.

 

 

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