Balance zwischen Selbständigkeit und Paarbeziehung

 

 

 

 

 

 

 

Wie sieht es bei dir mit dieser Balance aus? Bevor du antwortest denke ganz genau nach. Lass z. B. die Tage der letzten Woche vor deinem inneren Auge Reveue passieren. Wie sah dein Tag aus? Aufstehen, waschen, frühstücken, arbeiten, einkaufen, Kinder abholen oder irgendwohin bringen und wieder abholen, mit den Kindern Schularbeiten machen und noch etwas Zeit mit ihnen verbringen, abendessen, ein wenig Fernsehen oder etwas anders und dann müde ins Bett sinken. Und irgendwo dazwischen konntest du noch eine Auszeit für dich finden.

 

Doch wo ist in dieser Abfolge die Zeit für deinen Partner bzw. deine Partnerin? Oft sind sich Selbständige nicht bewußt wie wichtig diese Partnerschaft für sie selbst und damit auch für ihr Unternehmen ist. Partnerschaften werden oft etwas, nun ja , stiefmüttelich, behandelt. Viele sehen an erster Stelle ihr Unternehmen, dann die Kinder und auch manchmal noch die Zeit für sich selbst. Doch der Partner wird als selbstverständlich angesehen. Ich höre dann von einigen Mandanten Sätze wie: "Sie ist doch erwachsen, sie sieht doch selbst dass ich gerade jetzt viel Stress in meinem Unternehmen habe." oder "Wir hatten doch vor meiner Selbständigkeit darüber gesprochen, dass wir gerade in der Gründungsphase weniger Zeit für einander haben werden; dass ist ihm doch bekannt."

 

Eine Weißheit aus meiner Praxiserfahrung hier: das geht komplett schief. Zwei Beispiele. Einer meiner Mandanten hatte gerade sein Unternehmen gegründet, stürzte sich komplett hinein. Da seine Tätigkeit auch mit vielen Dienstreisen einherging, stand ihm schon daher nur wenig Zeit zur Verfügung die er mit seiner Familie verbringen konnte. Doch er teilte seine Zeit nicht entsprechend ein, er stellte sein Handy nicht aus, wenn er zu Hause war - er wollte immer für seine Kunden erreichbar sein - und er wollte unbedingt nicht nur eine finanzielle Unabhängigkeit sondern auch ein Polster schaffen für das Alter und dafür sorgen, dass falls ihm etwas passiert seine Familie finanziell abgesichert ist. 

 

Diese Anliegen sind nicht verwerflich, er dachte an die Zukunft seiner Familie und an seine Altersvorsorge, doch dies kann man auch mit Überlegung erreichen und nicht mit einer Arbeitsleistung die an Ausbeutung grenzt und ein Familienleben fast nicht mehr ermöglicht und eine Partnerschaft in den Ruin treibt.

 

Eines Tages kam er zu mir und berichtete mir, dass er in dieser Woche nur in Berlin zu tun hatte und zwischendurch mal nach Hause gefahren ist, daher konnte er die Post des Tages aus dem Briefkasten nehmen. Darin fand er eine Brief von der Bank, die eine Kreditaufnahme i. H. v. 10.000 Euro bestätigte. Er wusste von diesem Kredit nichts und da in dem Brief beide Ehepartner angesprochen wurden mussten also auch Unterlagen von ihm  bei der Antragstellung vorgelegen haben. Darüber hinaus stellte sich für ihn auch die Frage - wer hat an seiner Stelle unterschrieben. Ich fragte ihn, ob er darüber mit seiner Frau gesprochen hat und er antwortete das er dies getan hat. Sie hat zugegeben diesen Kredit beantragt zu haben und auch das sie seine Unterschrift gefälscht hat, mehr hatte sie dazu nicht mehr gesagt.

 

Er sprach zu mir von Vertrauensbruch und das er kurz davor sei sich zu trennen. Da fragte ich ihn, wieviel Zeit hast du denn mit deiner Frau verbracht seit du selbständig bist; mit ihr als Partnerin, nicht als Mutter deiner Kinder oder als Ratgeber für dein Unternehmern sondern als deine Partnerin. Er dachte einige Zeit nach und sagte dann: garkeine. Nun vielleicht ist dies das Problem. Auf jeden Fall empfahl ich ihm eine Familienmedation zu machen bevor er sich zu einem solchen Schritt wie eine Trennung entschließt. Die Sache ist gut ausgegangen; sie hatte den Kredit aufgenommen um die Lücke die sie in der Partnerschaft verspürte mit einkaufen zu kompensieren und damit er nichts davon merkt hatte sie ein anders Konto eingerichtet und den Kredit beantragt.

 

Bei einem anderen Mandanten ist es leider nicht so gut ausgegangen. Sein Unternehmen geriet in Schwierigkeiten, mir gegenüber lies er seinen Unmut freien Lauf, dass seine Partnerin ihm nicht im Unternehmen half - doch als Angestellte im Schichtdienst mit Zwillingen die gerade zwei Jahre alt sind lässt sich das nicht immer einrichten - auch wenn man dies als Paar so besprochen hat vor der Existenzgründung. Er arbeitete sehr viel, kümmerte sich auch um die Kinder - sofern er es einrichten konnte - und eines Tages sagte er zu mir, dass er in seine Partnerschaft seit ca. zwei Jahren nichts mehr investiert hatte. Als ich ihm riet unbedingt mit seiner Partnerin zu reden, war es leider schon zu spät. Jetzt sind sie getrennt und nur noch auf freundschaftlicher Basis miteinander verbunden. Aber er leidet noch heute sehr darunter und sieht nun ein, dass er einen großen Fehler gemacht hat als er sich nur auf sein Untenehmen konzentriert hat und dachte die Krise ohne professionelle Hilfe meistern zu können.

 

Ein Kollege von mir erzählt mir vor kurzem von seiner 3 x 3 Regel, die ihm und seiner Partnerin sehr hilft. Ich möchte sie hier weitergeben:

 

  1. Rede am Tage drei Minuten mit deinem Partner oder deiner Partnerin. Nicht ums Essen, nicht um die Kinder oder organisatorischen Sachen. Nein. Frage wie es ihm oder ihr geht. Was belastet sie/ihn? Warum fühlt sie/er sich gut? Was hat sie/er heute erlebt? usw. Glaub mir, dass hört sich leichter an als es ist.
  2. Drei Stunden die Woche Zeit für sich als Paar haben. Das muss nicht am Stück sein. Als Paar zusammen essen gehen, oder spazieren oder ausgehen o. a.
  3. Drei Tage im Jahr gemeinsam wegfahren (ohne Kinder). Ein kleiner Urlaub, am Besten ohne Handyverbindung.

 

Die Partnerschaft ist wie eine Batterie die dich wieder auflädt um in deinem Unternehmen voranzukommen, um Freude an der Zeit zu haben die du mit deiner Familie verbringst. Sie hilft dir schwierige Zeiten zu überstehen und dein Leben immer wieder neu ausrichten zu können in den Veränderungen die es mit sich bringt. Denn wie heißt es so schön; das erste was flöten geht in einer Schlacht ist die Strategie. Du kannst alles gut geplant haben in deiner Existenzgründung und mit der Umsetzung in die Praxis geht als erstes dieser Plan über Bord. Denn du kannst nicht alles theoretisch berücksichtigen womit du in der Realität konforntiert wirst. Und das erlebst du jeden Tag, egal wie lange dein Unternehmen extistieren wird.

 

Doch dein Partner/deine Partnerin ist keine Maschine, er bzw. sie ist auch ein Mensch. Und auch er/sie haben ihre Nöte, Ängste, Träume und Bedürfnisse die sie ihrem Partner/Partnerin mitteilen möchten, über die sie reden wollen und wo es manchmal auch nötig ist das dies auch mit einer liebenvollen - nicht automatischen - Geste einhergehen sollte. Die Arbeit sollte nicht der Zweck des Lebens sein sondern eines der Mittel um den eigentlichen Zweck des Lebens - den man sich selbst bestimmt hat - umzusetzen. Es gibt einiges im Leben was man nicht mit Geld aufwiegen kann und eine Partnerschaft steht auf dieser Liste ganz oben.

 

Zurückzukommen auf meine Frage am Anfang; hast du die Balance gefunden? Wenn noch nicht, das Wochenende steht vor der Tür, fang heute damit an. Es ist sehr, sehr wichtig.

 

 

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